Galerieausstellung 1. Quartal 2019
Malerei von Kai Piepgras
Am 12.01.2019 hat die Vernissage für die Ausstellung von Kai Piepgras „Portionsweise“ stattgefunden. Für die musikalische Umrahmung sorgte das Medici-Quartett in gewohnter Qualität mit klassischer Musik.
Kai Piepgras hat im Alter von 22 Jahren angefangen, das Malen von Bildern zu seinem Beruf zu machen. Er lebt seitdem als freischaffender Künstler von seinem Beruf und kann zwischenzeitlich auf über 250 Ausstellungen zurücksehen.
Kai Piepgras besitzt in seinen Bildern einen ganz unverwechselbaren, markanten Ausdruck. Einerseits erlaubt ihm seine ausgefeilte Technik, sozusagen fotorealistisch darzustellen. Andererseits haben seine Bilder allesamt eine surrealistische, oft genug zusätzlich auch eine hintergründig humorvolle Komponente. Wir begegnen in seinen Bildern traumhaften Anteilen, die teilweise eine Verbindung zu Elementen unseres Unterbewußtseins herstellen - genauso wie Absurdem und Fantastischem. Vielfach schütteln wir – vor den Bildern stehend – den Kopf bei der Vereinigung scheinbar nicht zusammenhängender Dinge und vor auf den ersten Blick verdrehten Perspektiven.
Der Titel der Ausstellung „Portionsweise Piepgras“ geht zurück auf einen Eklat im Frühjahr 2018. Kai Piepgras hatte eine Ausstellung im Gemeindehaus Heikendorf. Angesichts der im Sitzungssaal hängenden Bilder hatte eine Gemeindevertreterin damals verkündet: „…die portionsweise Darstellung von Frauen in den Bildern Kai Piepgras‘ ist für mich sexistisch belästigend. Als Frau stoßen mich diese Bilder ab.“
Der damalige Bürgermeister konnte sich damals seinen eigenen Angaben zufolge eines Schmunzelns nicht enthalten und betonte, ihn selbst sprächen die Bilder durchaus an. In der Konsequenz verfügte er dann aber, dass die Bilder während der in Abständen stattfindenden Gemeindesitzungen zum Schutz der Gemeinderatsmitglieder zu verhängen sein. Diese, im Netz als Kunstzensur bezeichnete Bilderverhängung im Heikendorfer Rathaus schlug bundesweit Wellen. Auch im Ausland wurde dieser Vorgang mit teils hochgezogenen Augenbrauen wahrgenommen. Beispielhaft sei hier die Videobotschaft der Schweizer Moderatorin und Videobloggerin Tamara Wernli genannt. Das wirkliche Problem sein – nach Wernli - nicht die Stänkerer, sondern vielmehr diejenigen, die deren Forderungen nachgäben. Wir machten es uns mit dem Wegsehen und Schulterzucken zu einfach.
Es ginge im Fall Kai Piepgras letztlich nicht nur um die eine Frau und das eine Bild, an dem diese sich diese störte. Es sei schon auch eine prinzipielle Sichtweise gefragt und wir müßten uns darüber im Klaren sein, wem wir letztlich und am Ende die Deutungshoheit z. B. zum Thema Sexismus überließen. Und wir müßten uns auch darüber im Klaren sein, dass wir Ängstlichen durch unser permanentes Nachgeben über Jahre und Jahrzehnte hart erkämpfte Werte wie Toleranz und Freiheit verrieten.
Der Sexismusvorwurf ist in den heutigen Zeiten der „Me too“-Debatte mit Sicherheit kein Kavaliersdelikt, sondern ist für den jeweils Betroffenen schwerwiegend und mit einen Hauch von Rufmord an ihm haftend. Insofern ist Kai Piepgras -bei aller durch den Vorgang gewonnenen und für ihn vorteilhaften Publicity - mit Sicherheit ein Unrecht geschehen.
Vielleicht kann die Ausstellung von Kai Piepgras im WILHELMINENHAUS ein Jahr später dieses Unrecht wenigstens ein bisschen aus der Welt schaffen…